American Psycho - Ein zeitloses und ermahnendes Meisterwerk
Diesen Januar vor 20 Jahren wurde Mary Harrons Klassiker, American Psycho veröffentlicht. Zu diesem Anlass erachte ich es als durchaus angemessen, den gesamten Film und seine heutzutage durchaus relevante sog. Message noch einmal Revue passieren zu lassen. Dabei möchte ich vorab jeden warnen, der den Film noch nicht kennt: Lesen sie auf keinen Fall weiter, wenn Sie den Film noch nicht selbst gesehen haben und auf keinen Fall gespoilert werden wollen, da im Folgenden sog. Spoiler vorkommen werden.
Der Einstieg in den Film wird dem Zuschauer stark vereinfacht. So stellt die ausführlichst beschriebene, absurd wirkende Morgenroutine des Protagonisten, Patrick Bateman, nicht nur das oberflächliche und luxuriöse Leben eines erfolgreichen Investment Bänkers dar, sondern bietet dank des umfangreichen Monologs einen tieferen Einblick in Batemans Psyche, welcher in Kombination mit einer der wahrscheinlich einprägsamsten Metaphern aller Zeiten, der beinahe schon reptiloid wirkenden Gesichtsmaske, dem Zuschauer auf grandiose Weise offenbart, was Bateman wirklich ausmacht: Nichts. Er ist lediglich eine Art Abstraktion, ein Konzept, ein leeres emotionsloses Wesen welches täglich eine Maske aufsetzt um sich anzupassen.
Jener, beinahe schon deprimierende Unterton zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film, wird aber durch humoristische Elemente aufgelockert. Jene sind aber nicht in Form von herkömmlichen Witzen aufzufinden, sondern vielmehr in Form von Absurditäten, welche den Zuschauer schlicht zum Lachen bringen.
Dies bringt auf brillante Weise die Ignoranz und Oberflächlichkeit Batemans Umfeld zum Ausdruck. Niemand interessiert sich wirklich für die Person hinter dem sündhaft teuren Designer Anzug, sondern lediglich für das äußere Erscheinungsbild. So ist das Werk insgesamt als Gesellschaftskritik der damaligen Gesellschaft zu verstehen, was im Buch, welches dem Film zugrunde liegt noch deutlicher wird. So wird in jenem die Kleidung eines jeden einzelnen Charakters so absurd ausführlich beschrieben, dass man sich unmöglich merken kann, wer denn eigentlich wer ist. Zudem wird die Grundaussage gestützt: Alle sind gleich und kümmern sich lediglich darum, wie sie von ihrer Außenwelt wahrgenommen werden.
Dadurch wird mitunter deutlich, dass nicht nur der mordende, psychopathische, kalte Protagonist, Patrick Bateman, ein "American Psycho" ist, sondern vielmehr jeder einzelne seiner oberflächlichen Freunde und Bekannten. Dies lässt sich anschaulich an der Szene erkennen, in der Bateman seine Freundin abserviert. So kümmert er sich nicht um ihre Emotionen, oder um das Ende der Beziehung, sondern darum, was deren Freunde und die im Cafe anwesenden Personen denken. Zudem ignoriert seine Freundin gekonnt, aber dennoch ungewollt Batemans Anspielungen, seine Mordgedanken betreffend und bemerkt nicht, dass er aufmalt, wie er eine Frau mit einer Kettensäge massakrierte.
Abschließend möchte ich die Leser ermahnen, nicht zu einem American Psycho zu werden, allerdings ist nichts verwerflich daran, ein luxuriöses Leben zu leben und sein Äußeres zu pflegen.
Ich wünsche einen angenehmen Movie Friday.